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Psychische Gesundheit in Schaumburg: 170 Teilnehmende der Gesundheitskonferenz kommen in den Austausch und entwickeln Ideen für eine bessere Prävention und Versorgung

Am 25. September fand die zweite Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion unter dem Titel „Psychische Gesundheit in Schaumburg – Mitreden, mitgestalten, mitentscheiden“ im Gasthof Vehlen statt. Das Team der Koordinierungsstelle der Gesundheitsregion ist dankbar für die vielen Impulse, die in den Podiumsgesprächen und Fachforen gebracht wurden und freut sich über die gestärkten Netzwerkstrukturen.

Zur Konferenz kamen psychisch erkrankte Personen, Angehörige und Akteure aus Psychotherapie, stationärer psychiatrischer Versorgung, hausärztlicher Versorgung, Beratungszentren, Selbsthilfe, Betreuung, Teilhabe, Pflege, Kinder- und Jugendhilfe, Krankenkassen, Politik, Gesundheitsamt, Jugendamt, Stadt- und Kreisverwaltung sowie Jugendliche.

Sie alle stehen für »Psychische Gesundheit in Schaumburg«. Zahlreiche Akteure präsentierten sich auf der zweiten Gesundheitskonferenz am 25.09. im Gasthof Vehlen. Mit dabei: Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendamt, Burghof-Klinik, KRH Psychiatrie Wunstorf, Schaumburger Bündnis gegen Depression, Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen, Projekt Probsthagen, AWO, Diakonie, DRK, Sonnenschein Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch erkrankter Menschen, ZePGiS e.V., Kinderschutzbünde Schaumburg und Rinteln, BASTA Mädchen- und Frauenberatungszentrum.
GK2024_Gruppenfoto Hände hoch

Sie alle stehen für »Psychische Gesundheit in Schaumburg«. Zahlreiche Akteure präsentierten sich auf der zweiten Gesundheitskonferenz am 25.09. im Gasthof Vehlen. Mit dabei: Burghof-Klinik, KRH Psychiatrie Wunstorf, Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendamt, Schaumburger Bündnis gegen Depression, Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen, Projekt Probsthagen, AWO, Diakonie, DRK, Sonnenschein Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch erkrankter Menschen, ZePGiS, Kinderschutzbünde Schaumburg und Rinteln, BASTA Mädchen- und Frauenberatungszentrum.

Eröffnung der Gesundheitskonferenz durch Landrat und Ministerium

Jeder Vierte ist von einer psychischen Erkrankung betroffen – das pointierten Landrat Jörg Farr ebenso wie Vivien Kühnel vom niedersächsischen Gesundheitsministerium in ihren Ansprachen zu Beginn der Veranstaltung. Nur gemeinsam im Netzwerk seien die Herausforderungen, die damit einhergingen, zu bewältigen. Da sei Schaumburg mit bestehenden Netzwerken wie den Frühen Hilfen, dem Schaumburger Bündnis gegen Depression sowie dem Netzwerk des Sozialpsychiatrischen Dienstes schon gut aufgestellt, so der Landrat. „Von entscheidender Bedeutung ist die kommunale Zusammenarbeit und Steuerung“, betonte Kühnel die Stärken einer Gesundheitsregion. Schaumburg ist eine von insgesamt 39 Landkreisen und kreisfreien Städten in Niedersachsen, die sich entschieden haben, Gesundheitsregion zu werden. Ein Programm, das vom Land Niedersachsen finanziell gefördert wird.

Unterstützungs- und Versorgungsangebote für Schaumburger Betroffene und Angehörige

Welche Unterstützungs- und Versorgungsangebote haben wir und wie steht es um die psychische Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Schaumburg? Zu diesen Fragen kamen zahlreiche Vertreter aus den Bereichen stationäre und ambulante psychiatrische Versorgung und Beratung, Selbsthilfe, Teilhabe, Kinder- und Jugendhilfe und Suchtberatung mit dem Landrat ins Gespräch und standen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ allen Besuchern für Fragen zur Verfügung.

Dr. Susanne Gührs, Chefärztin aus der Burghof-Klinik, informierte über die aktuellen Versorgungsbereiche und eine geplante psychosomatische Institutsambulanz, die u.a. Gruppentherapien anbieten werde. Clemens Firnenburg und Anette Redslob der KRH Psychiatrie Wunstorf verdeutlichten die Wichtigkeit der Wunstorfer Klinik für die psychiatrische Versorgung in Schaumburg: In 2023 seien mehr als tausend erwachsene Patienten und etwa 180 Kinder und Jugendliche aus Schaumburg behandelt worden. Heinrich Aschemeier, Leiter der Psychiatrischen Wohn- und Pflegeeinrichtungen des DRK Schaumburg beschreibt die Situation in den Heimen: „Vor allem die psychosoziale Versorgung steht im Mittelpunkt.“ Viele der Bewohner hätten keine Angehörigen bzw. würden nur selten besucht werden, „für viele sind wir das Zuhause“.

Dr. Maik Behrendt, Gründungsmitglied des Schaumburger Bündnisses gegen Depression: „Wir sind ein Mitmachbündnis, bestehend aus Betroffenen, Angehörigen und professionell Helfenden.“ Die wichtigsten Ziele seien Aufklärung zu psychischen Erkrankungen, Enttabuisierung und Vernetzung, die im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und anderer Aktivitäten zusammen verfolgt werden. Hier sei in den letzten Jahren schon viel bewegt worden. Jeder Interessierte könne sich an der Bündnisarbeit beteiligen. Stefanie Bergmeier, pädagogische Mitarbeiterin beim Bündnis und in der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Schaumburg, betonte die Wichtigkeit von Selbsthilfegruppen im Hilfesystem: „In den Gruppen unterstützen sich die Betroffenen gegenseitig.“ Das sei zentral, um neben der eigentlichen Behandlung der Erkrankung Unterstützung zu erfahren und das Selbstwertgefühl zu stärken. Marion Grages konnte zu den Selbsthilfegruppen für Angehörige psychisch erkrankter Menschen berichten: „Zu uns kommen Angehörige, wenn sie in Not sind und Redebedarf haben.“ Es gehe oft um den Umgang mit den Betroffenen, wie man unterstützen könne und um Achtsamkeit und Selbstschutz.

René Viol stellte das niedrigschwellige Angebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Schaumburg vor: „Wir beraten Personen ab 18 Jahren, die psychisch erkrankt sind oder wo der Verdacht auf eine psychische Erkrankung besteht, ebenso Angehörige und Institutionen. Wir beraten und begleiten die Menschen – auch anonym. Sie erreichen uns per Email, Telefon oder indem sie bei uns an der Tür klingeln.“

„Das Bewusstsein, dass man sich Hilfe holen kann und darf, ist gewachsen“, so die Einschätzung von Stefan Heinze von der Diakonie Schaumburg-Lippe, die Suchthilfe in Schaumburg vertretend. Suchthilfe und Suchtberatung stehe für Betroffene und Arbeitgeber zur Verfügung, auch telefonisch und mobil. Die Suchthilfe Schaumburg-Lippe feierte kürzlich ihr 50-jähriges Jubiläum. Derzeit gebe es 14 Selbsthilfegruppen, berichtet Heinze, sie brächten Stabilität in den Alltag der Betroffenen. Es bestehe Unterstützungsbedarf bei Menschen, die nicht allein den Weg ins Hilfesystem fänden.

„Menschen in Schaumburg sind ganz vielfältig“, so Sunita Schwarz vom ZePGis - Zentrum für psychosoziale Gesundheit in Schaumburg und vielen sei nicht klar wie man an Hilfe käme. Der Verein schaffe daher Zugänge, auch bei Sprachbarrieren. So seien durch das Projekt „Empower Migrants“ zugewanderte Menschen ausgebildet worden, um in Muttersprache über psychosoziale Themen und Unterstützungsangebote in Schaumburg informieren zu können – mittlerweile könne dies in 11 Sprachen passieren. Zudem unterstütze die EUTB (ergänzende unabhängige Teilhabeberatung) Menschen mit Behinderungen bei der Beantragung von Teilhabeleistungen und bestärke die Menschen in der Selbstbestimmung. Hier werde ein peergestützter Ansatz verfolgt, d.h. die Beratung erfolge durch ein Team, in dem von Behinderung betroffene Menschen vertreten seien und „auf Augenhöhe“ beraten könnten. „Thema bei uns ist Teilhabe“, so auch Andreas Landmann vom Projekt Probsthagen, welches für Lebensräume und ambulante Hilfen für, aktuell 250, Personen mit psychischen Erkrankungen stehe. Er habe Sorge aufgrund der sich verstärkenden rechtspolitischen Strömungen. „Schwache Menschen müssen in der Gesellschaft unterstützt werden“, so Andreas Landmann. Die Angebote der AWO Schaumburg wurde von Geschäftsführerin Heidemarie Hanauske vorgestellt. So nannte sie u.a. die Schwangerenberatung, die Angebote des Familienzentrums, die Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt und das Frauenhaus. In allen Bereichen ginge es darum psychisch unterstützend zu wirken. Sie betonte, dass sie als Arbeitgeberin auch sehr aktiv sei, um auch die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken.

Wie vielfältig und niedrigschwellig die Angebote für Kinder, Jugendliche und Eltern sind, wurde in der letzten Gesprächsrunde deutlich. Christine Radüg, Leiterin der Sozialen Dienste beim Jugendamt Schaumburg, machte vor allem auf die präventiv wirkenden Angebote wie die Frühen Hilfen, die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und die Kreisjugendpflege aufmerksam. „Bindungs- und ressourcenorientiert“ beschreibt Kerstin Pieper des Kinderschutzbundes Schaumburg die Angebote für junge Familien und auch eines speziell für Väter. Der Kinderschutzbund Ortsverband Rinteln informierte über die zahlreichen Hilfen, die Familien zur Verfügung stehen, in denen psychische Erkrankungen vorliegen sowie bestehende Kooperationen, z.B. zur Burghofklinik. Das BASTA Mädchen- und Frauenberatungszentrum machte auf das neue Online-Angebot aufmerksam, das für Mädchen und Frauen bis 27 Jahren zur Verfügung stehe. Mädchen und Frauen seien oft über Monate hinweg in der Beratung, auch zur Überbrückung bis ein Therapieplatz zur Verfügung stehe. In den Beratungen gehe es oft um Gewalterfahrungen, Begleitung in Trennungssituationen und in anderen Krisen.

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Teilnehmer der ersten Gesprächsrunde - Stationäre Versorgung
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Teilnehmer der zweiten Gesprächsrunde
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Schnelle Hilfen durch Vernetzung möglich

Im Gespräch wurde deutlich: Die Vernetzung der Anlauf- und Beratungsstellen ist ein "großer Fund" für Schaumburg, um schnelle Hilfen und Unterstützung auf kurzem Wege zu ermöglichen, so Christine Radüg, gerade weil Wartezeiten für Therapieplätze oft lang seien. So auch die Einschätzung von Heidemarie Hanauske: „Schaumburg ist ein Netzwerk“.

Entwicklung neuer Ideen und Ansätze für eine bessere Prävention und Versorgung

In den vier Fachforen

  • Peer-Arbeit - Experten aus Erfahrung in der Psychiatrie
  • Angebote zu psychischer Gesundheit für Kinder und Jugendliche in unserer Region
  • Mental fit am Arbeitsplatz
  • Psychiatrische Versorgung von zu Pflegenden

kamen die Besucher der Gesundheitskonferenz zu verschiedenen Schwerpunktthemen in den Austausch.

So befasste sich eine Gruppe damit, wie die Sichtbarkeit der Anlauf- und Beratungsstellen für Kinder und Jugendlichen in Schaumburg für die Zielgruppe verbessert werden kann. „Die Ergebnisse helfen uns, unser Projektvorhaben in der AG Kinder- und Jugendgesundheit nun konkreter weiterzuverfolgen. Vielen Dank auch an alle Jugendlichen, die sich mit Ideen eingebracht haben“, freut sich Dörte Krebs von der Koordinierungsstelle der Gesundheitsregion.

Die Dokumentationen/ Ergebnisse aus den Fachforen werden den Besucher:innen noch zur Verfügung gestellt.

Impressionen der Gesundheitskonferenz

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Forum 1
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Forum 2
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Forum 3
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Forum 4
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Clown Linn begleitet das Programm
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Gesundheitskonferenz 2024_Publikum
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Markt der Möglichkeiten
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Markt der Möglichkeiten
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Markt der Möglichkeiten
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Austausch
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Sunita Schwarz, Andreas Landmann
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Markt der Möglichkeiten