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Wespen, Bienen und Hornissen

Die Temperaturen steigen, alles wird grün und der Frühling zeigt sich von seiner schönsten Seite. Doch nicht nur wir freuen uns über üppig blühende Bäume und Sträucher. Auch Wespen und Hornissen sowie andere Insekten beginnen eifrig mit ihrer Arbeit und ihrem Nestbau. Ein mancher gerät in Panik, wenn er an seinem Haus oder in der Nähe ein Wespen- oder Hornissennest entdeckt.

Doch diese Furcht ist oft unbegründet!

Diese Tiere stechen meist nur bei Bedrohung. Hornissen sind sogar sehr friedfertig und gar nicht angriffslustig, wie es  manche Vorurteile vorgaukeln/heraufbeschwören. In den meisten Fällen helfen hier die Aufklärung über die Lebensweise der Hautflügler und zusätzliche Verhaltenstipps, um die Ängste zu nehmen.

Denn bevor man eigenmächtig zur „Selbsthilfe“ greift, sollte man wissen, dass alle Wildbienen inkl. Hummeln und die heimische Hornisse nach der Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Tieren zählen. Es ist verboten, diese wildlebenden Arten mutwillig zu verletzen oder zu töten. Darüber hinaus dürfen Lebensstätten nicht ohne Grund beeinträchtigt oder zerstört werden.

Antworten auf nachfolgende Fragen sollen Ängste abbauen und dazu beitragen, dass auch ein friedliches Miteinander möglich ist:

Sind Wespen-/Hornissenvölker wirklich gefährlich?

Von den vielen tausend Wespenarten gibt es in Niedersachsen nur 10 Wespenarten, die sozial leben, d. h. ein Nest anlegen und ein Volk gründen. Hier gilt:

Alle frei hängenden Wespenvölker und auch Hornissen verursachen keine sogenannten Plage. Sie werden uns nicht lästig bei ihrer Futtersuche!

Dies begründet sich aus der Tatsache, dass sie für ihre Brut lebendige, tierische Nahrung (Mücken, Fliegen, Schnaken etc.) bevorzugen und aufgrund dessen unsere Süßspeisen, Kaffeetische und Wurstwaren verschmähen. Man kann sagen, dass diese Nester an Hauswänden, auf hellen Dachböden oder in Hecken bei uns in der Regel Völker der Sächsischen, Mittleren Wespe (=kleine Hornisse) oder Feldwespe sind und ausgesprochen friedfertige Zeitgenossen sind.
Dies trifft ebenfalls für die heimische Hornisse zu, die aufgrund vieler Vorurteile immer noch unberechtigt verfolgt wird. Machen wir uns die Mühe mehr über diese Tiere zu erfahren, werden wir sehen, wie friedfertig sie sind. Wenn wir von lästigen Wespen sprechen, handelt es sich dabei in erster Linie um Vertreter der Deutschen oder Gemeinen Wespe.
Sie zählen, neben der problemlosen Roten Wespe, zu den „Dunkelhöhlennistern“, da sie in dunklen Höhlungen im Erdboden z.B. in Mäusebauten oder in lichtarmen Gebäudeteilen (Rollladenkästen, Wandhohlräum u.a.) ihre Staaten bilden.
Allein bei diesen beiden Völkern kann es manchmal zur sogenannten „Wespenplage“ kommen. Sie fliegen auf der Suche nach Süßem auch schon einmal eine Kaffeetafel oder andere Zuckerwaren an.
Hierbei zeigen sie aber kaum aggressives Verhalten. Zu Stichen kommt es nur durch Unachtsamkeit, wenn die Wespen versehentlich angefasst oder gedrückt werden.
Durch einfache Vorsichtsmaßnahmen lässt sich vieles vermeiden. So sollten hektische Bewegungen oder ein Anpusten vermieden werden. Getränke und Esswaren sollten abgedeckt und reifes Obst entfernt werden. Beim Barfußlaufen über Wiesen sind es meist Honigbienen, die gefährlich werden können.

In sehr wenigen Ausnahmefällen können auch Nester der Hornisse, vor allem durch große Mengen herausfallender Kot- und Nahrungsreste, Probleme verursachen.

Erdwespennest, auch Dunkelhöhlennister genannt © Klaus Steding
Erdwespennest, sog. "Dunkelhöhlennister" © Klaus Steding

Wie lange lebt ein Hornissen-/Wespenvolk?

Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger glauben, dass sie die Anwesenheit eines Insektenvolkes über Jahre oder gar Jahrzehnte zu ertragen hätten, wenn sie nichts dagegen unternehmen würden.
Sehr zur Beruhigung trägt daher die Information bei, dass unsere heimischen wild lebenden Insektenstaaten, ausgenommen die Ameisen, nur während der Vegetationsperiode existieren können; sie bilden sogenannte einjährige Sommerstaaten.
Baubeginn der Nester ist je nach Wetterlage meistens im April/Mai. Zu dieser Zeit nehmen sie kaum wahr, da die Königin allein mit dem Nestbau beginnt. Wir bemerken das Nest erst, wenn eine gewisse Anzahl an Tieren erreicht worden ist oder wir z.B. beim Heckeschneiden plötzlich das Nest entdecken. Dies ist meistens im Sommer oder Hochsommer der Fall.

Was die Wenigsten von uns wissen, dass der Höhepunkt eines Wespenvolkes bei vielen Arten zu dieser Zeit schon überschritten ist.
Die frei hängenden  Wespenarten (Nester in Büschen, Bäumen unter Dachvorsprüngen oder auch auf Dachböden u.ä.) und der im Boden nistenden Roten Wespe sterben die Völker in der Regel bis zum August oder spätestens Anfang September ab. Lediglich Hornissenvölker sowie die Staaten der Deutschen und der Gemeinen Wespe beenden ihre Entwicklung und sterben zum Herbst, sie können in guten Jahren aber auch bis in den Dezember existieren.

Insektennest in einem Busch © Klaus Steding
Nest im Busch, diese Völker werden nicht lästig © Klaus Steding

Nur die Jungköniginnen überwintern an einem frostfreien Ort und gründen im folgenden Frühling ein neues Volk. Der verlassene Nest wird im kommenden Jahr nicht wieder bezogen.

Wie verhalte ich mich im Nestbereich richtig?

Nur im Nestbereich reagieren alle Staaten bildenden Insekten auf Störungen, um ihr dort lebendes Volk mit seinen Waben und seiner Königin zu verteidigen. Der Nestbereich umfasst bei den kleineren Wespenarten nur wenige Meter. Er ist also kleiner als derjenige der Honigbiene, welche Störer in der Flugbahn noch bis zu 30 m vom Stand entfernt attackieren kann.
Das Verhalten der Insektenvölker  auch berechenbar. Die Angaben beziehen sich auf die voll entwickelten Völker; schwache Völker haben einen nur geringen Verteidigungstrieb und der Nestbereich ist dann stark eingeschränkt.

Auf welche Störungen reagieren nun die erwähnten Insektenvölker?

  • plötzliche Erschütterungen des Wabenbaues (Klopfen, Stoßen)
  • hektische und panische Bewegungen
  • dunkle, wallende Kleidung oder Haare, glitzernde Gegenstände
  • Verstellen der Flugbahn
  • Anatmen (Anpusten) der Tiere direkt am Nest
  • Manipulationen am Flugloch oder am Wabenbau
  • Betreiben eines Gerätes mit lautem Motor

Sollte es infolge von Unachtsamkeit doch einmal zu Attacken kommen, ist der Nestbereich unverzüglich ohne heftige Abwehrbewegungen zu verlassen.

Hummelvölker sind meistens ausgesprochen friedlich: Sie reagieren  nur auf stärkere Erschütterungen des Wabenbaues oder auf Manipulationen. Eine Ausnahme stellt die Baumhummel dar, die ein deutliches Verteidigungsverhalten am Nest zeigt.

Fast immer haben Klagen über „aggressive“ Insektenvölker und Stiche aber ihre Vorgeschichte. Durch regelmäßige Störungen, z.B. Klopfen und Stochern am Nest, fühlen sich die Völker provoziert und sind in erhöhter Alarmbereitschaft.

Der Nestbereich eines ungestörten Volkes kann bei Einhaltung der Verhaltensregeln in der Regel betreten werden, ohne dabei angegriffen zu werden.

Sollte man sich im Freien doch einmal ungünstig postiert haben, zeigen die Insekten ihren Unmut gewöhnlich durch immer zahlreicheres Umfliegen des „Störers“ an (ohne dabei gleich anzugreifen) – dann ist es an der Zeit, sich wieder behutsam zurückzuziehen.


Man sollte auch berücksichtigen, dass das Volk mit zunehmender Größe sensibler auf Störungen reagiert; auch bei Gewitterneigung oder zur Absterbephase der Völker sollte man die Nähe zum Nest vermeiden.

Regelmäßige respektvolle Aufenthalte von Menschen oder Tieren im Nestbereich führen bei den betroffenen Insektenstaaten zu einer Gewöhnung, so dass sie ihre normalen Verteidigungsreaktionen noch weiter abbauen. Hingegen führen häufige Belästigungen, z. B. durch Steinwürfe, Klopfen und Stochern an den Nestern, zu einer erhöhten Abwehrbereitschaft.

Was muss ich außerhalb des Nestbereiches beachten?

Hier reagieren unsere Staaten bildenden Insekten im allgemeinen auf Störungen nicht mit Attacken.

Wespen, Hornissen und Hummeln sind friedfertig!

Außerhalb ihres Nestbereiches meiden sie den Menschen. Auf ihrer Suche nach Insekten und Blütenpollen fliegen sie selbstverständlich auch in unsere Nähe, da ihre Nahrung in unseren Gärten zu finden ist.
Hierbei zeigen sie aber kein Angriffsverhalten, da sie nur auf Futtersuche sind und nicht ihr Nest verteidigen müssen.
Im allgemeinen Umgang mit Wespen und Hornissen außerhalb ihres Nestes wäre nur zu beachten, dass man nicht wild um sich schlägt, wenn die Tiere sich einem nähern, da sie nur ihre Umgebung erkunden wollen. Werden sie nicht gereizt oder bedrängt, hat man keine Stiche zu befürchten.

Die Gemeine und die Deutsche Wespe werden mitunter lästig, da ihre großen Völker im Herbst große Mengen an kohlenhydrat- und eiweißreicher Kost benötigen. Sind die Nahrungsquellen begrenzt, wird dann z.B. gerne das Angebot auf unseren Kaffeetischen genutzt.
Oft reicht es schon aus, Speisen und Getränke abzudecken und Kinder auf Risiken hinzuweisen.
Auch müssen wir wissen, dass ein reichblühender Garten viele Insekten anlockt, die als Blütenbestäuber eine wichtige Funktion erfüllen.

Was kann ich zur Absicherung eines Nistplatzes tun?

Befindet sich der Nistplatz eines Insektenvolkes an einer kritischen Stelle, so ist eine Absicherung des Nistplatzes, zusätzlich zum aufklärenden Gespräch, zu empfehlen.

Sichtblenden und Umlenkungen an passender Stelle um das Ausflugloch eines Insektenvolkes angebracht, können verhindern, dass die Arbeiterinnen des Volkes für sie provokante  Bewegungen vorbeieilender Personen bemerken. So lassen sich z. B. Wespen- und Hornissennester in Schuppen leicht absichern. Durch einen Schutzzaun können spielende Kinder usw. vom Nistplatz ferngehalten werden. Hornissenvölker fliegen bei gutem Wetter oft die ganze Nacht hindurch. Ähnlich wie andere Nachtinsekten können die Hornissen dann durch helles Licht angelockt werden. Diese Tiere haben aber keinerlei Angriffstrieb; sie sind ja abseits vom Nest. Durch rechtzeitiges Schließen der Fenster vor dem Anschalten des Lichts oder durch das Anbringen von Fliegengittern vor den Fenstern lässt sich die Situation leicht auf unschädliche Weise entschärfen.

Großes Wespennest in einem Dachboden © Klaus Steding
Großes Wespennest auf einem Dachboden © Klaus Steding

Nur im Ausnahmefall, wenn eine Abtötung ansonsten unvermeidlich ist, sollte die Umsiedlung eines Volkes durch erfahrene Fachleute in Betracht gezogen werden. Eine Umsiedlung in einen neuen Lebensraum ist immer ein aufwendiger, komplizierter und auch riskanter Eingriff in das Leben eines Insektenvolkes.

Wie riskant sind Insektenstiche?

Stets möchten die Ratsuchenden auch wissen, wie riskant Insektenstiche sind. Vor allem die alte Mär, wonach 3 Hornissenstiche einen Menschen und 7 ein Pferd von der Giftwirkung her töten könnten, geistert noch in den Köpfen herum.
Bei allen Auskünften ist stets zwischen der normalen Giftwirkung der Stiche und einer allergischen Reaktion auf einzelne Bestandteile des Giftes zu unterscheiden.

Nach heutigem Wissensstand ist das Gift von Wespen, Bienen und Hummeln nicht so toxisch (giftig), als dass tödliche Vergiftungen eines gesunden Erwachsenen zu erwarten wären, selbst nicht nach zahlreichen Stichen. Das gilt auch für das Hornissengift; zu Unrecht sagt man diesen faszinierenden Tieren eine besondere Gefährlichkeit nach.
Diese Aussage können in der Praxis tätige Berater nach Erhalt von einigen Stichen und der Beobachtung der Reaktionen im Laufe der Jahre vollauf bestätigen.

Das Gift von Honigbienen ist im Tierversuch übrigens sogar deutlich giftiger als Wespengifte.

Die Gefahr bedrohlicher Giftwirkungen  besteht ab ca. 50 bei Kindern und ab 100 bis 500 Stichen beim Erwachsenen. Eine so hohe Zahl von Insektenstichen kann jedoch als extreme Ausnahme angesehen werden. Wir können deshalb sagen: „Das Risiko, durch die Giftwirkung von Insektenstichen bedrohlich geschädigt zu werden, liegt in der Praxis bei nahezu Null."

Ein ernsthaftes Risiko besteht allerdings für allergisch reagierende Menschen. Diese Personengruppe sollte immer Notfallmedikamente bei sich führen und im Falle eines Stiches so schnell wie möglich einen Notarzt über den Notruf 112 alarmieren.

Eine davon unabhängige Gefahr stellt ein Stich im Rachenbereich dar. Auch hier gilt es aufgrund möglicher Schwellungen und Erstickungsgefahr schnell zu kühlen und unverzüglich einen Notarzt zu rufen.

Das Risiko, überhaupt gestochen zu werden, kann glücklicherweise durch angepasstes, richtiges Verhalten erheblich reduziert werden. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, durch einen Stich ernsthaft zu Schaden zu kommen, äußerst gering.

Wo finde ich weitere Beratung?

Die vorangegangenen Informationen sollen helfen, Ängste abzubauen und Verständnis zu fördern.

Man sollte wissen, dass Wespen, wie alle wild lebenden Tierarten auch, den Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes unterliegen.

Darüber hinaus genießen einzelne Arten wie die Hornisse und die gesamte Gruppe der Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen, durch Aufnahme in die Bundesartenschutzverordnung als "besonders geschützte Arten" einen strengen Schutz.

Falls noch Fragen offen sind oder weitere Beratung gewünscht wird, können Sie sich selbstverständlich an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Schaumburg wenden.